Für Geld gab es im Mittelalter keine einheitliche Bezeichnung, weder im Lateinischen noch in den Volkssprachen. Bezeichnungen, die im mittelalterlichen Französisch der heutigen Bedeutung des Wortes am nächsten kommen, sind: monnaie, denier und pécune, etwa Münze, Pfennig und pecunia [69]. Und es gab auch keine einheitliche Währung, mit festen Umrechnungssätzen zu anderen Währungen. Der Wert einer Münze bemass sich nach ihrem Gewicht und ihrem Material (Anteil von Gold oder Silber).
Der Pfennig besass bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts hohe Kaufkraft [70]; sein durchschnittliches Gewicht bemass sich auf etwa 1,1 - 1,6 Gramm Silber. Eine Kuh kostete 100-137 Gramm Silber. Um ein einfaches Beispiel zu machen, habe ich die Kosten für eine Kuh auf 120 Gramm Silber festgelegt und habe für einen Pfennig 1.5 Gramm Silber angenommen. Das ergibt einen Wert von 80 Pfennigen. Das entspräche einer heutigen Kaufkraft von ca. 2.400,00 Euro [70]. Das ist zwar um einiges mehr als man heute im Durschnitt für eine Milchkuh zahlt, aber der hohe Wert des Rinds lässt sich mit seiner vielfältigen Nutzung [71] – eben nicht nur zur Milcherzeugung – erklären.
Eine Schnalle kostete um das Jahr 1000 fünf Gramm Silber. Rechnet man wiederum mit 1.5 Gramm Silber pro Pfennig, dann könnte eine – besonders schöne - Schnalle 4 Pfennige, respektive 1/4 Solidus gekostet haben [70] – ungefähr 120 Euro.
Der Solidus war bis zum beginnenden 12. Jhd. die 'Leitwährung' für ganz Europa und den gesamten Mittelmeerraum. Ein Solidus entsprach in etwa 12 Pfennig [70]. In Bologna kostete die Immatrikulation 12 Solidi [54], also 12 x 12 = 144 Pfennig. Benutzt man das gleiche Umrechnungsverfahren wie oben entspräche das heute einer Studiengebühr von ca. 4500 Euro – pro Jahr! Das muss(te) man sich erst einmal leisten können.
Die Kosten für eine Promotion im 15. Jhd. in einer noblen Juristenfakultät 60 Gulden und mehr, an einer exklusiveren italienischen Universität [wie zum Beispiel Bologna] können es sogar 100 Gulden gewesen sein [72]. Gemäss [70] wurde der sogenannte ‘Florentiner’ (Gulden) erstmals im Jahre 1252 geprägt. Leider habe ich für das letzte Drittel des 12. Jahrhunderts keine Angaben zu den konkreten Kosten für ein Doktorad gefunden. Rechnet man der Einfachheit halber anstatt mit 100 Gulden, mit 100 Solidi dann entspräche das umgerechnet etwa 36000 Euro. Das musste man sich erstmal leisten können! Allerdings sind das nur 10% der Kosten, die ein Ritter, der auf den 3. Kreuzzug ging (1189 – 1192) und gut ausgestattet war, aufwenden musste [70]. Dennoch, die Kosten machen deutlich, warum viele Studierende jener Zeit keinen formalen Abschluss machten – es war einfach sehr kostspielig und eine Promotion nur nötig, wenn man in der Lehre tätig sein wollte.
Nachfolgend eine kleine Umrechnungstabelle basierend auf o.g. Quellen.
Die Entwicklung des Fernhandels über die lokalen oder regionalen Handelsplätze hinaus, die Entstehung grosser Messen mit ihren internationalen Teilnehmern, machte es für Händler und Kaufleute erforderlich, die wachsende Vielzahl an Münzen (an ‘jedem’ Ort) zu wechseln. Diese Aufgabe erfüllten die Geldwechsler, die ihre Tätigkeit an einem Wechseltisch, dem bancus, im Freien vor ihrem Geschäft, das wie die Läden aller Handwerker zur Straße hin offen war, anboten. Oder sie stellten ihre Tische in der Nähe des Marktes, z.B. neben einer Kirche, auf [69].
Geld hat im Mittelalter jedoch keine vorrangige Rolle gespielt. Der Reiche war im Mittelalter nicht der, der reich an ausgemünztem Silber oder Gold war, sondern der, der reich an Land, Menschen und Macht war [69]. Eine Frau, auch eine hochgestellte, hatte nichts von alledem.