Wissen kann man es nicht. Denn was man über die Anredeformen weiss, basiert auf der überlieferten Literatur [19] und dass diese nicht deckungsgleich sind mit den Formen, die in der alltäglichen Unterhaltung verwendet wurden, ist sicher. Fest steht, dass es eine einheitliche Regelung und Verwendung der Anredeformen nicht gibt [19]. Ende des 11. Jahrhunderts sind neben literarischen Werken auch Lehrbücher zur Abfassung von Briefen erhalten, in denen der Gebrauch der Anredeformen festgelegt wurde. Aber eben: die Regelung bezog sich auf die Anrede in (offiziellen) Briefen. So ihrzt Ekkehard II. in der St. Galler Chronik Herzogin Hadwig, fast alle anderen Personen duzen sich aber – selbst Mönche duzen darin den Kaiser [19]. Allgemein wird angenommen, dass bis zum 11. Jhd. für die Anrede die 2. Person Singular gebraucht wurde, auch bei der Anrede Höhergestellter – man sich also generell duzte. Im 11. Jahrhundert begann dann die Verwendung der 2. Person Plural (‘ir’), d.h. man begann Höherstehende, Geistliche und Fremde zu ihrzen. Umgekehrt redeten Ranghöhere Rangniedere mit ‘du’ an. Der König duzt also alle - denn entweder sind sie rangniedriger oder 'Peers'. Unter Standesgleichen duzte man sich und einen Gleichgestellten mit ‘ihr’ anzureden, bedeutete Ablehnung, gar Provokation [20]. Ich habe mich deshalb entschieden, die Anredeform ungefähr so zu handhaben wie man es heute auch noch tut. Man duzt sich in der Familie, unter Freunden und Nahestehenden, auch wenn sie rangmässig höher stehen. So duzt Alush ihren Paten, Kaiser Friedrich I.
Wie verbrachte Friedrich seine Kindheit?